Weihnachtsmasken

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von Alea

Man schreibt das Jahr 2040. Elodie war zu Besuch bei ihren Großeltern. Es war schon fast ein alljährliches Ritual. Plätzchen backen, den Weihnachtsbaum schmücken und währenddessen Lieder von Michael Bublé hören um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Während die ersten Weihnachtsgebäcke im Ofen schmorten, schaute das Mädchen verträumt aus dem Fenster. Der erste Schnee fiel wie weiße Wolken auf den Boden. Es hieß immer, dass damals das Weihnachtsfest ganz anders war. Mama und Papa waren zu jener Zeit in einer Art Hausarrest und zusammen mit ihren Großeltern haben sie an einem Heiligabend über ein Digitalgerät gesprochen und gefeiert. Schon lange gab es den Spruch nicht mehr „Damals wäre alles besser gewesen“.

Dabei wusste Elodie nicht, wie das damals ablief. Oma spricht nicht gerne darüber und Mama wiederholt ständig, dass sie froh darüber sein soll, dass es nicht mehr so ist. „Elodie“, rief Oma aus der Küche und die Neunjährige wurde aus ihren Gedankenblasen gerissen. „Holst du bitte die Weihnachtskugeln aus dem Dachboden? Aber vorsichtig sein!“ Sofort nickte sie uns blickte zu ihrer Oma, welche die köstlich riechenden Plätzchen aus dem Backofen holte. „Natürlich“, quickte sie schon fast, denn sie freute sich jedes Jahr aufs Neue, in den sonst abgeschlossenen Dachboden zu gehen. Grinsend, wie ein Honigkuchenpferd, stapfte das junge Mädchen die Holzstufen des alten Häuschens nach oben und betrat den von Spinnenweben übersäten Dachboden. Ihr Weg führte sie zu einem höher gelegenen Schrank, wo sich die Weihnachtsdekoration befand. Sie freute sich unglaublich darüber, dass sie den Baum dieses Jahr ganz alleine schmücken durfte. Einen Stuhl heran gezogen, da sie sonst alleine nicht an die Kiste kam, stieg sie auf jenen und holte die gut befüllte Kiste vorsichtig raus. Da sie allerdings nicht bemerkte, dass die Dekokiste an einer anderen hängen blieb, fällt mit einem Mal etwas neben ihr zu Boden. Überrascht stieg sie von dem Stuhl, stellte die Dekokiste ab und begutachtete das was heruntergefallen war. Vorsichtig griff sie danach. Es war etwas, was sie schon mal an ihrem Vater in der Arztpraxis gesehen hatte, wo sie öfter nach der Schule hinging, um dann mit ihm nach Hause zu fahren. Jedoch waren diese immer ganz schlicht blau, die hier hatten in diesem Fall ganz verschiedene Muster, sogar Weihnachtsmotive.

Da kam Elodie plötzlich der Gedanke, dass sie die mit den Weihnachtsmotiven ja an den Baum hängen könnte, anstatt immer diese öden Kugeln! Völlig überzeugt von ihrer Idee, tappte das Fräulein zu dem Baum im Wohnzimmer und schmückte ihn mit den Stofffetzen. Einen Augenblick später hörte sie ein Räuspern hinter sich. Es war ihre Großmutter. Stolz präsentierte sie ihr Werk, bis sie den schockierten Gesichtsausdruck ihrer Omi vernahm.  „Liebling, was machst du da?“, fragte die ältere Dame mit leichtem Entsetzen und fing an sie wieder vom Baum zu nehmen. „Da sind schöne Weihnachtsmotive drauf! Wieso hängst du sie wieder ab?“, fragte nun die Kleine schockiert und sah dem Ganzen fast schon hilflos zu. „Elodie, das ist kein Weihnachtsschmuck, sondern Masken die wir damals benutzt haben zu unserem Schutz, da sind nur Weihnachtsmotive drauf um sie schöner zu machen, damit man sie lieber trägt.“ Verwirrt zogen sich Elodies Augenbrauen zusammen. Sie verstand absolut kein Wort, was ihre Oma da von sich gab. „Aber, wenn wir sie nicht mehr tragen müssen, warum können wir sie dann nicht als Dekoration verwenden? Das ist ja dann so, als würde man etwas verdrängen wollen, was eigentlich gefeiert werden müsste, weil es nicht mehr da ist!“ Ihre Oma hielt inne. Elodie war für ihr junges Alter ziemlich schlau und irgendwie hatte sie Recht. Warum sollte es im Dachboden verharren, wenn man es aufhängen kann? Langsam fing ihre Oma an die Masken zurückzuhängen, hing ebenfalls aber auch Weihnachtskugeln dazu. „Du hast Recht, man sollte die alten Zeiten hinter sich lassen, denn jetzt ist die Weihnachtszeit viel besser als damals.“ Lächelnd nahm die Enkeltochter ihre Hand. „Genau, zusammen mit der Familie!“ Im Hintergrund lief das Lied von Michael Bublé: ‚Its beginning to look a lot like Christmas.‘