Oberflächlichkeiten 

von Simon Chedid

Keiner würde wohl von sich aus behaupten, dass er Entscheidungen, ohne die eigentlichen Konsequenzen zu wissen, treffe. Aber dennoch passiert es. Sei es der Kittel oder Anzug, der Seriosität und damit Glaubwürdigkeit vermittelt, ganz gleich ob die Personen, die den trägt, tatsächlich fachkundig ist. Sei es die sachliche Sprache, die den Eindruck von Vernunft unabhängig des eigentlichen Inhalts weckt. Oder sei es die junge Pressesprecherin, die eingesetzt wird, um bestimmte Narrative harmloser erscheinen zu lassen. Außerdem gibt es zum Beispiel im politischen Kontext Begründungen, die die Durchsetzung von Zielen legitimer erscheinen lassen sollen. Ein Beispiel: Die Forderung nach Stigmatisierung bzw. Verdrängung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen in Filmen und Schulbüchern oder die Rückkehr zum Frauenbild der 1950er-Jahre. Das hört sich zunächst rückständig und höchst fragwürdig an. Wenn man diese Absichten jedoch als „Verteidigung traditioneller Werte“ oder den „Schutz von Kindern vor neuartigen Ideologien“ deklariert, bekommen sie eine höhere Legitimität, weil die Bürger lediglich besorgt seien und man diese Sorgen ernst nehmen müsse.