Vor meiner Augsburgzeit wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Sozialkaufhäuser jemals einen so hohen Stellenwert in meinem Leben bekommen würden. Sie sind eine wahnsinnig tolle Sache, besitzen aber leider sowohl ein viel zu unbekanntes Konzept als auch einen meiner Meinung nach unberechtigt schlechten Ruf. Wir alle kennen die Vorurteile. Aber was steckt dahinter?
Hinter den Kaufhaustüren ist nicht etwa eine Müllhalde, sondern ein buntes Sammelsurium aus Vintage, Retro und zahlreichen anderen schönen Dingen zu erwarten. Denn die Wahrheit ist: hier lassen sich nicht nur individuelle Kleidung, sondern auch gut erhaltene Elektronik, Bücher, Möbel, Spiele, Musik, diverse Raritäten und vieles mehr aus zweiter Hand zu niedrigen Preisen finden. Sogar heiße Damenblazer mit schnittigen Schulterpolstern!
Im Grunde also ein überdachter Flohmarkt, nur etwas kleiner und nicht nur auf einen Tag beschränkt. Wer sich einen solchen Laden immer noch nicht vorstellen kann, der sehe sich Macklemores Musikvideo zu seinem berühmten Hit „Thrift Shop“ an, danach weischte Bescheid.
Wenn ich von großzügigen Preisen rede, meine ich beispielsweise die 1€-Abteilung im Caritas in Göggingen oder das sogenannte „B-Kleidungs-Zelt“, eine ähnliche Variante im Sozialkaufhaus contact in Haunstetten. Unglaublich, oder? Es gibt allerdings auch einen Grund hinter diesen günstigen Angeboten.
Sozialkaufhäuser werden durch großzügige Spenden, Wohnungsauflösungen und engagierte Mitarbeiter am Leben erhalten. Diese versuchen, die Angebote so billig wie möglich zu halten, um Einkommensschwachen eine Möglichkeit zu geben, sich trotz Geldmangels Waren kaufen zu können, die sie sich in „normalen“ Geschäften schlichtweg nicht leisten können. Der symbolische Erlös aus den Waren geht an anerkannte gemeinnützige Organisationen vor Ort oder direkt an finanzschwache Bedürftige. Selbst neue Arbeitsplätze werden geschaffen! Es ist folglich ein fabelhafter Kreislauf, der auf Nächstenliebe, Sozialkompetenz und sogar Recycling basiert und folglich eine Gegenbewegung zu unserer heutigen Verschwendungsgesellschaft darstellt.
Jeder von uns hat das eine oder andere Kleidungsstück, das als professioneller Staubfänger im Kleiderschrank dient. Wir können verzichten, worauf andere Lebensgrundlagen bauen und somit einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der schwachen Glieder unserer Gesellschaft leisten, kostenlos und schmerzfrei.
Hier noch einige Antworten auf gängige Vorurteile:
Behauptung A: Second-Hand-Shops sind doch nur was für Obdachlose und Hartz-IV-Menschen. Stimmt nicht!
Ein Zitat der offiziellen Website des Caritasverband besagt: „Was uns gespendet wird, veräußern wir an bedürftige Personen und Familien wie auch Personen mit niedrigem Einkommen.“ Vor allem allein lebende Schüler gehören zu Menschen mit niedrigem bzw. gar keinem Einkommen. Es wird beim Eingang zumindest keine Auflistung deines Kontostands verlangt.
Behauptung B: Da gibt’s nur Oma-Klamotten. Kann nicht abgestritten werden.
Doch mit genug Durchhaltevermögen und Geduld lassen sich die einen oder anderen Schätze entdecken, die man so auf den ersten Blick nicht gesehen hätte. Das gilt vor allem für Kleidung mit Aufdrucken! Lass dich nicht von den massiven Schulterpolstern einschüchtern!
Behauptung C: Aber sind die Klamotten nicht eklig und stinken? Absolut nicht.
Sie werden natürlich zuerst gewaschen, was denkst du denn? Außerdem riechen sie wunderbar; und vor allem nicht nach diversen Chemikalien.
Adressen:
Sozialkaufhaus in Augsburg
Hirblingerstraße 130a
86156 Augsburg
Telefon: 0821 4441051
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12:00-17:00, Sa 10:00-14:00
www.sozialkaufhaus-augsburg.de
contact in Augsburg e.V.
Im Tal 8
86179 Augsburg
Telefon: 0821 8156615
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10:00-19:00, Sa 10:00-18:00
www.contact-in-augsburg.de
Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e.V.
Depotstraße 5
86199 Augsburg
Telefon: 0821 570480
Öffnungszeiten: Mo-Fr 08:00-17:00
www.der-sozialmarkt.de