Prokrastination

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Ist Faulheit das was zur Gewohnheit wird, wenn man sich das Leben bequemer machen will?

Wie wahrscheinlich das Korrigieren mancher Leistungserhebungen einiger Lehrer, welche die Korrekturfrist bis zum bitteren Ablauf von drei Wochen, oder darüber hinaus, hinauszögern, steht das Verfassen dieses Textes so ziemlich auf dem allerletzten Platz meiner To-Do-Listen. Ja, Listen.

Dieser Text wäre daher um einiges früher veröffentlicht worden, wenn ich ihn nicht, wie viele wichtige und diverse dringliche Dinge, nach hinten geschoben hätte. So wie man es auch in manchen Studier- und Arbeitstechnikkursen lernt, bringt mich nämlich die Aufgabe, diesen Text zu verfassen, weder meinen Zielen sonderlich näher, noch ist sie von solcher Dringlichkeit, dass ich alles stehen und liegen lassen sollte, um diese möglichst zum nächsten Zeitpunkt erledigt zu haben.

Da ich zur Prokrastination neige und andere schulische Aufgaben in den Hintergrund stelle, bin ich doch noch dazu gekommen diesen Text nun endlich mehr oder weniger fertig zu stellen. Hoffe ich. Normalerweise sollten im Falle eines zielstrebigen FOS Schülers an erster Stelle das Erledigen von schulischen Arbeiten und Hausaufgaben stehen, da man nun mal sein Abitur erreichen möchte. Da dieses Abitur für manche, die an dem sogenannten „Aufschieber-Syndrom“ leiden, zwar schon am Horizont zu sehen ist, aber doch noch hinter der dicken Dunstschicht des Schuljahresbeginns weit entfernt zu seien scheint, kommt es durchaus vor, dass das Ansehen lustiger Tiervideos, das fünfte vergebliche Mal im Kühlschrank nach einem Snack zu suchen oder in jeder noch so absurden Gegenstandskonstellation Gesichter zu erkennen, die wichtigsten und sinnstiftendsten Aufgaben im Leben einnehmen. Schließlich sind das die einfachen und freudigen Sachen, die dem Leben Bequemlichkeit, Spaß und einen gewissen Grad an Absurdität verleihen. So flüstert das einem zumindest das Spaßäffchen der Kommandozentrale im Gehirn eines Aufschiebers zu.

Nach dem zehnten Zwischendurchsnack am zehnten Tag in Folge zu den lustigen Katzenvideos sollte einem so allmählich auffallen, dass man seine Vorbereitungszeit für die bald bevorstehende Prüfung falsch eingeteilt und seine Zeit für sinnlose Dinge verschwendet hat. Man fängt an sich schlecht zu füllen. Nun sollte auch der Zeitpunkt gekommen sein, an dem man die Initiative ergreifen sollte und alle wichtigen Aufgaben, die einem keinen Spaß machen, auf einer weiteren To-Do-Liste klar zu strukturieren.

Für gewöhnlich werden zeitintensive Aufgaben wie das Aufräumen des eigenen Zimmers und des Rechners, das Sortieren der Unterlagen zum Lernen, oder das Ausmisten des Kleiderschrankes und unwichtiger Sachen sofort und endlich erledigt. Hinzu kommen Aufgaben, die man sonst vermutlich nie erledigt hätte, bzw. nie auf die Idee gekommen wäre, diese überhaupt zu erledigen.

Man fühlt sich als Prokrastinator wieder gut und erfolgreich, so als hätte man vieles erreicht, obwohl man die eigentlich wichtigen Aufgaben jedoch einfach nur aufgeschoben hat. Das alles geht so lange weiter bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem der Abgabetermin am nächsten Tag ist, sämtliche Alarmglocken läuten und der Arbeitsprozess auf Hochtouren umschaltet. Der Aufschieber nutzt den dadurch entstandenen Stress um zu funktionieren, was zu einem gewissen Grad ziemlich gut funktioniert. Das Gute am Prokrastinieren ist, dass man zu keinem Leistungsdruck verpflichtet ist, bei dem man jede freie zur Verfügung stehende Minute nutzen muss um produktiv zu sein. Man hat ja nun mal alle Zeit der Welt und erledigt somit viele andere Dinge, welche der Nicht-Prokrastinator niemals tun würde und kommt damit schlussendlich meistens, mehr oder weniger, ziemlich gut damit davon.

Meistens.

Konstantin Zygankov