Kampfkunst ist nicht Kampfsport

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Manuel Fischer

In der heutigen Zeit wird es immer wichtiger, dass jeder sich selbst verteidigen kann. Deshalb versuchen sich viele in Kampfsportarten wie All-Kampf, Karate oder Taekwon-Do… Taekwon-Do? Moment mal, da stimmt etwas nicht!!! Sind das wirklich Kampfsportarten?

Nein! Taekwon-Do und Karate sind Beispiele für Kampfkünste. Vielleicht denkt ihr euch jetzt, „Kampfsport und Kampfkunst ist doch dasselbe“ oder „Ist das so wichtig, wie ich das jetzt nenne?“ Fakt ist, dass diese beiden Wörter keine Synonyme sind! Es gibt grundlegend unterschiedliche Merkmale, die diese beiden Richtungen der Selbstverteidigung kennzeichnen.

Gemeinsamkeiten

Kampfkunst und Kampfsport haben ein relativ ähnliches Fundament, bzw. haben denselben Ursprung oder stammen gar voneinander ab. Somit sieht man öfter ähnliche oder gleiche Bewegungen. Ein Beispiel für eine solche Verwandtschaft sind das traditionelle Taekwon-Do und das olympische Taekwon-Do. Während es sich bei der Urform des traditionellen Taekwon-Do um Kampfkunst handelt, werden beim olympischen Taekwon-Do Vollkontaktkämpfe (natürlich mit Schutz) ausgetragen. Was man aber auf jeden Fall festhalten kann, ist, dass das traditionelle Taekwon-Do die Urform des Taekwon-Do ist und die olympische Variante eine Umformung von Kampfkunst zu einem Kampfsport durchgemacht hat.

Bruce Lee gilt als Ikone des Martial-Arts-Films und wird von vielen als größter Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts angesehen.

Unterschiede

Kampfsportarten wie das olympische Taekwon-Do oder Allkampf unterscheiden sich von den Bewegungsabläufen kaum bis gar nicht von den Kampfkünsten. Man kann aber Unterschiede in der Art des Trainings erkennen. So wird bei den Kampfkünsten nie ein absichtlicher Körperkontakt ausgeführt und deshalb großer Wert auf Körperbeherrschung gelegt. Beim Kampfsport wird hingegen beim Kämpfen eine Schutzausrüstung angezogen und mit Vollkontakt gekämpft. Desweiteren kann man einen Kampfsportler, wie der Name schon sagt, als einen Sportler sehen. Während der Kampfkünstler eine Künstler ist, der die Kunst der Selbstverteidigung erlernt bzw. beherrscht.

Merkmale

Was zeichnet eine Kampfkunst aus? Wenn man eine Kampfkunst ausprobiert, stellt man als Erstes fest, dass man nicht, wie man es aus Actionfilmen kennt, aufeinander einschlägt. Die Schläge werden stattdessen in die Luft geschlagen, die einzigen Kontakte erfolgen auf sogenannte „Pratzen“ oder auf Bretter. Dies hat seinen Grund darin, dass ein Kampfkünstler eine solche Schlagkraft aufbauen kann, dass bei einem Treffer schwere Verletzungen passieren könnten. Außerdem widerspräche das Schlagen eines Trainingspartners oder Freikampfgegners einer grundlegenden Forderung aller Kampfkünste: „Man will gesund trainieren“. Diese Einstellung setzt voraus, dass man sich und andere im Training nicht verletzt. Man gibt dabei aber nie auf Wenn beispielweise ein Bruchtest nicht funktioniert, übt man ihn so lange, bis er klappt oder der Köper sagt, dass es reicht. Dann hört man für diesen Tag auf und macht nächstes Mal da weiter, wo man aufgehört hat, bis man es schafft. Dass man sich und seine Trainingspartner nicht verletzt, heißt aber nicht, dass in Kampfkünsten wie dem traditionellen Taekwon-Do nicht gekämpft wird. Im Gegenteil, bei Wettbewerben kämpft man ähnlich wie beim olympischen Kampfsportbruder gegeneinander, jedoch mit einem grundlegenden Unterschied: Beim traditionellen Taekwon-Do donnert man nicht wie beim Kampfsport mit voller Wucht drauf. Stattdessen wird – mit der jahrelang antrainierten Körperbeherrschung – kurz vor dem Kontakt abgestoppt. Des Weiteren vermitteln die Lehrer der Kampfkunst ihren Schülern eine gewisse Lebenseinstellung. Sie lehren nicht nur Kampftechniken, sondern auch gesundes Leben, Respekt, Disziplin, Verhalten in gefährlichen Situationen wie beispielsweise das Abwenden eines Kampfes und wie man sich selbst geistig und körperlich aufbauen soll. Kampfkunst kann also auch als Lebenseinstellung gesehen werden.