Kampagne „Nicht mit meiner Oma/mit meinem Opa“

Print Friendly, PDF & Email

Wut und Scham sind die bestimmenden Gefühle, nachdem ein älterer oder hilfloser Mensch durch Trickdiebstahl um sein Vermögen gebracht wurde. Die Maschen der Betrüger sind raffiniert, doch es gibt Wege, wie man sich allein oder gemeinsam mit Familienmitgliedern oder sonstigen Vertrauenspersonen vor derartigen Angriffen schützen kann.

Trickdiebstahl und Trickbetrug – was ist das eigentlich?

von links nach rechts: Kriminalhauptkommissar Mario Huber, Polizeipräsident Martin Wilhelm, Polizeipressesprecher

Jeder Mensch kann das Opfer einer Betrugsmasche werden, doch vor allem ältere Menschen sind ein beliebtes Ziel der Kriminellen. Ihre Maschen und Tricks sind mannigfaltig: Sie verschaffen sich Zutritt zur Wohnung, indem sie sich als Angestellte der Wasserwerke, Polizisten, Bankmitarbeiter, Nachbarn oder Spendensammler ausgeben. Sie täuschen romantische Gefühle vor, bis ihre Opfer ihnen hohe Geldsummen überweisen, oder ermöglichen Komplizen durch ausgeklügelte Ablenkungsmanöver das Stehlen von Wertsachen und Bargeld. Für das Opfer ist diese Straftat zunächst nicht als solche erkennbar. Wenn es den Verlust bemerkt, sind die Diebe bereits über alle Berge – meist, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Viele dieser Maschen finden gezielt bei Seniorinnen und Senioren Anwendung.

Ein Beispiel ist der berüchtigte Enkel- oder Neffentrick. Die Trickbetrüger suchen sich dabei ihre Opfer häufig aus Telefonverzeichnissen aus, in denen sie nach Namen suchen, die in erster Linie von älteren Menschen getragen werden – Hans, Hartmut, Hannelore oder Gertrud. Meldet sich diese Person am Telefon, nennen die Anrufer den eigenen Namen nicht, sprechen ihr Opfer jedoch sofort mit Du-Anrede an. Mit vertraulicher Stimme beginnen sie das Gespräch typischerweise mit einer Eingangsfrage wie „Rate mal, wer hier spricht?“ oder behaupten, man hätte sich „lange nicht gehört“. Je nach Antwort der angerufenen Person geben sich die Kriminellen dann als Enkelin oder Enkel, Nichte oder Neffe, Tochter oder Sohn, sonstige Verwandte oder verlorengeglaubte Bekannte aus. Im späteren Gesprächsverlauf geht es meist um ein dringendes finanzielles Problem, bei dem das Opfer weiterhelfen soll. Die Täterinnen und Täter beteuern meist, dass sie lediglich für einen sehr kurzen Zeitraum Bargeld benötigen, sie das Geld jedoch zeitnah zurücküberweisen würden. Eine Komplizin oder ein Komplize holt das Geld schließlich an der Haustür oder an einem Treffpunkt ab.

Warum Opfer den Betrugsfall verheimlichen

Einige der Opfer bringen den Betrug nicht einmal zur Anzeige, weil die Scham, auf einen solchen Trick hereingefallen zu sein, zu groß ist. Schämen sollten sich jedoch ausschließlich die Täterinnen und Täter. Wenn man nicht sofort die Polizei rufen möchte, kann man sich zunächst an eine enge Vertrauensperson wenden – im Idealfall an eine verständnisvolle Person, bei der nicht davon auszugehen ist, dass sie einem Vorwürfe macht im Sinne von „Wie konntest du nur so naiv sein?“. In den meisten Fällen empfiehlt sich ein Familienmitglied oder eine gute Freundin beziehungsweise ein Freund.
Die Anzeige bei der Polizei sollte ebenfalls erfolgen. Nur so ist es möglich, den Betrügern das Handwerk zu legen.

Die Betrugsmaschen sind derart zahl- und variantenreich, dass eine Auflistung zu weit führen würde. Vom Zetteltrick über Romance-Scamming bis hin zu falschen Microsoft-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern ist alles möglich. Wer sich eine Übersicht über aktuelle Betrugsmaschen und etwaigen Gefahren im Internet verschaffen möchte, findet das Gros der relevanten Informationen auf der Webseite der polizeilichen Kriminalprävention.   

Vorsichtsmaßnahmen und Präventionskette

Wie kann man sich also schützen? Das wirksamste Mittel gegen Betrug am Telefon oder im Internet ist eine gesunde Portion Skepsis. Bei dem oben genannten Beispiel mit dem Enkeltrick (oder ähnlichen Betrügereien am Telefon) sollte man umgehend das Gespräch beenden, sobald das dringende Geldproblem erwähnt wird. Zeitdruck ist außerdem immer ein rotes Tuch und bei den meisten Betrugsdiebstählen ein wichtiger Faktor für die Kriminellen. Die Polizei hat passend dazu die Präventionskampagne „Nicht mit meiner Oma/Nicht mit meinem Opa!“ gegen diese Form von Callcenter-Betrug ins Leben gerufen. 

Man soll die oder den Bekannten direkt unter der gewohnten Telefonnummer zurückrufen, um sicherzustellen, dass es sich um die echte Person handelt. Bestehe auch immer auf ein persönliches Treffen, niemals sollte man sich mit einer Stellvertreterin oder einem Stellvertreter treffen – schon gar nicht für eine Geldübergabe.

Ist das Kind in den Brunnen gefallen und hat man einer verdächtigen Person Geld übergeben, merke dir die Person und Charakteristika ihres Fahrzeugs und halte Auffälliges schriftlich fest. Das ist wichtig für die spätere Ermittlung. 

Lass niemals Unbekannte in dein Haus oder deine Wohnung: Selbst wenn diese Person aus einer vermeintlichen Notfallsituation heraus dein Telefon benutzt oder etwas Wichtiges aufschreiben möchte, solltest du vorsichtig sein: Wenn möglich, schaut man sich die Personen vor der Tür durch den Türspion, ein Fenster oder eine Freisprechanlage mit Bildschirm ganz genau an. Die Tür sollte immer nur mit vorgelegter Türsperre geöffnet werden. Ist diese nicht vorhanden, öffne nicht, sondern spreche durch die geschlossene Tür. Man ist außerdem nie verpflichtet, Menschen unangemeldet in die Wohnung zu lassen – auch wenn sie vorgeben, von der Hausverwaltung oder dem Vermieter beauftragt zu sein. In diesem Fall bietet sich ein Kontrollanruf an. So verhindert man, dass jemand unbemerkt oder im schlimmsten Fall sogar gewaltsam in die Wohnung gelangt.

Wurde man von jemandem angerufen, hat man also selbst keine bekannte oder offizielle Nummer angerufen, sollte man niemals persönliche Daten preisgeben. Sehr verbreitet ist der Telefonbetrug, bei dem die oder der Angerufene schnellstmöglich Maßnahmen gegen einen vermeintlichen Virusbefall auf dem heimischen Computer ergreifen soll. Fahre deinen Computer gar nicht erst hoch, lege auf und sperre die Nummer. Microsoft hat keine „Partnerfirmen“, die so etwas machen würden. Wenn E-Mails vermeintlich von einer Bank oder einer anderen, dir bekannten Institution, kommen, vergleiche stets, ob die E-Mail- Adresse wirklich mit den vorangegangenen Mails übereinstimmt. Klicke in Mails am besten nie auf Links und lasse dich auch von seltsamen Mahnungen nicht einschüchtern.

Quelle: polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/029778/index.html

„Den Helden spielen“? Lieber nicht!

Ja, es gibt sie – die Fälle, in denen eine clevere ältere Person den Betrügerinnen und Betrügern das Handwerk gelegt hat. Niemals sollte man jedoch versuchen, auf eigene Faust etwas gegen die Kriminellen zu unternehmen. Selbst mit tatkräftiger Hilfe von Polizei und Familienmitgliedern ist das alles andere als einfach oder ungefährlich. Denkt man auch daran, dass die Kriminellen in den seltensten Fällen allein agieren und mitunter gefährlich sind, bleibt einem keine andere Wahl als oftmals einfach Ruhe zu bewahren. Bleibe skeptisch, lege auf, lass die Tür geschlossen, wende dich an die örtliche Polizei und informiere gegebenenfalls Vertrauenspersonen aus dem Familien- oder Freundeskreis. Damit ist man auf der sicheren Seite.

Der Vorgang der Täter ist im Prinzip ganz einfach. Im Grunde handelt es sich um einen sogenannten Call-Center Betrug, bei dem die Zielperson angerufen, so manipuliert und in eine Stresssituation gebracht wird, damit sie Geld oder Wertgegenstände an die Täter übergibt. Die Täter kommen mit den verschiedensten Maschen an ihr Ziel, zum Beispiel dem allseits bekannten Enkeltrick, oder auch dem falschen Polizeibeamten. In jedem dieser Fälle, wird dem Opfer erzählt, dass eine ihnen nahestehende Person in Gefahr sei, oder Hilfe bräuchte. Dabei unterhalten sich die Täter teils stundenlang mit ihren Opfern und manipulieren sie psychisch so, dass sie das Geld am Ende herausgegeben, obwohl sie es gar nicht wollten.

Was einem vielleicht aber nicht klar ist, ist, wie viele Personen an einem einzigen Fall beteiligt sind. Es fängt an bei den Logistikern, diejenigen, die alles organisieren und im Endeffekt auch das Geld erhalten. Dann geht es weiter mit den Personen, die telefonieren und so geht es hinfort, bis hin zu der Person, die das Geld am ausgemachten Übergabeort entgegennimmt. An einem Fall sind rund zehn Personen beschäftigt, was es auch für die Polizei so schwer macht die Täter zu ermitteln.

Da das eigentliche Ziel der Kampagne ist, zu verhindern, dass solche Betrüge überhaupt durchgeführt werden können, gibt die Polizei einige Tipps bekannt, die zu beachten sind, sollte man einmal von einem solchen Anruf betroffen sein. Zuerst sollte man immer misstrauisch sein und im gegebenen Fall sofort auflegen, auch wenn man sich nicht sicher ist. Zudem sollte man nie Geld oder Wertgegenstände übergeben, schon gar nicht an Leute, die man nicht kennt. Man kann auch sicher gehen und die Person, von der behauptet wurde, es würde ihr schlecht gehen, unter der bekannten Handynummer zurückrufen. Dann kann man sicher sein, ob es auch wirklich die Person war. Ganz besonders wichtig ist es auch keine Scheu zu haben und sofort die Polizei zu verständigen, auch wenn nur ein Verdacht besteht.

Eines der Hauptziele der Kampagne ist es, die Senioren durch die Information zu schützen. Deshalb wenden sich die Polizei und die Partner der Kampagne nun an die Schüler als Vermittler, damit diese ihre Verwandtschaft über die Gefahr, die von einem Telefonbetrug ausgeht, aufklären können.

Autoren: Amelie und Michael